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Was der Mittelstand jetzt braucht

Es sind vor allem die 3,5 Millionen kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), die in Deutschland unter der wirtschaftlichen Unsicherheit leiden. Über 99 Prozent aller Unternehmen sind KMU, sie stellen mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze hierzulande und erwirtschaften mehr als jeden zweiten Euro. Mit den richtigen Impulsen könnte der Mittelstand die schwächelnde Konjunktur wieder beleben. Befragt nach den Innovationshemmnissen nennen 66 Prozent Unternehmen, die wie LeySelect dem Verband „Der Mittelstand BVMW“ angehören, die hohen Kosten für Bürokratie an erster Stelle.

Der Mittelstand braucht Innovationstreiber

#Fachkräftemangel

Trotz einer nachlassenden Konjunktur erwartet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für 2024 mehr als 1,7 Millionen unbesetzte Stellen. 40 Prozent der Unternehmen, die dem BVMW angehören, finden keine geeigneten Arbeitskräfte für ihre offenen Positionen. Und nur 36 Prozent von ihnen gehen davon aus, dass sie ihre freien Ausbildungsstellen besetzen können.

Im Jahr 2023 wurde der Anstieg der Beschäftigung in Deutschland ausschließlich durch ausländische Arbeitskräfte erreicht. Die große Hoffnung des Mittelstands ist das Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass einige Nachbesserungen nötig sind. So wünschen sich 77 Prozent der vom BVMW befragten Unternehmer, eine erleichterte Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Qualifikationen.

#Stabile Lieferketten

Die deutschen Unternehmen sind stark von globalen Lieferketten abhängig, was eine Studie des ifo-Instituts deutlich macht. Die weltweite Logistik läuft jedoch nicht mehr reibungslos, und viele Branchen kämpfen weiterhin mit Lieferproblemen für bestimmte Waren. Medikamente fehlen, Auto-Lieferzeiten sind lang, und leere Regale in Supermärkten bei bestimmten Konsumgütern sind häufig zu sehen.

Es gibt einen erkennbaren Paradigmenwechsel, daran ändert auch der Stopp des geplanten Lieferkettengesetzes wenig: Größere Unternehmen erhöhen die Anzahl ihrer Zulieferer, während kleinere und mittelständische Firmen vermehrt auf Lagerhaltung setzen und horten. Dies kann jedoch zu absurd anmutenden Situationen führen, wie kürzlich bei einem mittelständischen Elektronikunternehmen, das seine Produktionshalle gleichzeitig als Ausweichlager nutzen musste.

# Bürokratie abbauen

Die übermäßige Last der Bürokratie hat erhebliche Auswirkungen. Sie verbraucht Ressourcen, Zeit und Kapital, was die Produktivität der Unternehmen behindert und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt. Die mittlerweile teilweise extreme Komplexität von Vorschriften beeinträchtigt die unternehmerische Agilität erheblich und erschwert die schnelle Anpassung an sich verändernde Marktbedingungen. Dabei ist das Gegenteil notwendig, um Innovation und Wachstum zu fördern.

Digitalisierung für den noch Wandel

Es wäre jedoch zu kurz gegriffen, die Verantwortung nur bei externen Einflüssen zu suchen. Oft besteht auch innerhalb der Unternehmen Handlungsbedarf. Beispiel Digitalisierung: Obwohl die Corona-Pandemie der Digitalisierung in Deutschland einen kräftigen Schub verliehen hat, bleibt im Mittelstand oft noch viel ungenutztes Potenzial. Denn zahlreiche KMUs scheuen die Kosten und den Aufwand, den die Digitalisierung mit sich bringt, zudem fehlt es oftmals an internem Fachwissen.

Auch wenn der deutsche Mittelstand vor erheblichen Herausforderungen steht, eröffnen sich gleichzeitig auch Möglichkeiten für Innovation und Wachstum. Proaktiv können Mittelständler ihre Zukunftsfähigkeit stärken und langfristigen Erfolg sichern. Erste Ansätze sind auch in der Umfrage des BVMW erkennbar: 50 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Finanzierungssituation mit „Gut“ (35 %) und „Sehr Gut“ (15 %). Es obliegt jedem selbst, die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen und den deutschen Mittelstand als eine stabilisierende Säule der Wirtschaft zu erhalten.

Aufbruch im Mittelstand: Positive Aussichten

Abschließend drei Meldungen jenseits von „German-Angst“: Im Februar-Bericht äußert sich die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vorsichtig positiv in Bezug auf das erwartete Wirtschaftswachstum in Deutschland für 2024. Zwar wird die BIP-Prognose aufgrund des ungünstigen Jahresauftakts auf 0,3 Prozent nach unten korrigiert. Dennoch bewerten die Analysten die Bedingungen für eine Erholung günstig, bedingt durch eine sinkende Inflationsrate und steigende Nominallöhne. Eine Erholung des Welthandels und Zinssenkungen im weiteren Verlauf des Jahres dürften zudem Investitionen und Exporte stimulieren, der Industrie neue Impulse verleihen und zu einem beschleunigten Wachstum von 1,2 Prozent im Jahr 2025 führen.
Zur aktuellen Meldung der KfW passen folgende Nachrichten: Die deutschen Maschinenbauer melden für 2023 einen neuen Rekordwert im Export mit einem Plus von 5,9 Prozent. Im letzten Jahr sind die deutschen Direktinvestitionen in China auf ein Rekordniveau von 11,9 Mrd. Euro gestiegen. China war also auch 2023 Deutschlands größter Handelspartner mit 253 Milliarden Euro, knapp vor den USA mit 252,3 Milliarden. Microsoft plant den Bau eines hochmodernen Rechenzentrums für cloudbasierte KI im Umland von Köln, im ehemaligen Braunkohlerevier, und investiert dabei Milliarden. NRW jubelt und der Wirtschaftsstandort Deutschland freut sich zu Recht.

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